Einleitung

Wird eine Alginatlösung mit Luminol versetzt, kann ein chemolumineszierender »Bubble-Tea« erzeugt werden.

 

Verwendete Chemikalien

Chemikalie

GHS07 – Ausrufezeichen

Achtung

0.25 g Ammoniumchlorid, NH4Cl – 53.49 g/mol

Salmiak

CAS-Nr.: 12125-02-9 – EG-Nr.: 235-186-4

Acute Tox. 4 (oral), Eye Irrit. 2, WGK 1

H302 Gesundheitsschädlich bei Verschlucken. H319 Verursacht schwere Augenreizung. P264 Nach Gebrauch Haut gründlich waschen. P270 Bei Gebrauch nicht essen, trinken oder rauchen. P280 Augenschutz/Gesichtsschutz tragen. P301 + P312 BEI VERSCHLUCKEN: Bei Unwohlsein GIFTINFORMATIONSZENTRUM/Arzt anrufen. P305 + P351 + P338 BEI KONTAKT MIT DEN AUGEN: Einige Minuten lang behutsam mit Wasser ausspülen. Eventuell vorhandene Kontaktlinsen nach Möglichkeit entfernen. Weiter ausspülen. P337 + P313 Bei anhaltender Augenreizung: Ärztlichen Rat einholen/ärztliche Hilfe hinzuziehen.

Merck, 101145, SDB vom 07.06.2021

GHS07 – Ausrufezeichen

Achtung

0.1 g Natriumcarbonat, Na2CO3 – 105.99 g/mol

wasserfreie Soda

CAS-Nr.: 497-19-8 – EG-Nr.: 207-838-8

Eye Irrit. 2, WGK 1

H319 Verursacht schwere Augenreizung. P264 Nach Gebrauch exponierte Haut gründlich waschen. P280 Schutzhandschuhe/Schutzkleidung/Augenschutz/Gesichtsschutz tragen. P305 + P351 + P338 BEI KONTAKT MIT DEN AUGEN: Einige Minuten lang behutsam mit Wasser ausspülen. Eventuell vorhandene Kontaktlinsen nach Möglichkeit entfernen. Weiter ausspülen. P337 + P313 Bei anhaltender Augenreizung: Ärztlichen Rat einholen/ärztliche Hilfe hinzuziehen.

Sigma-Aldrich, S7795, SDB vom 30.04.2021

 

Luminol, C8H7N3O2 – 177.16 g/mol

5-Amino-2,3-dihydrophthalazin-1,4-dion (IUPAC), 3-Aminophthalsäurehydrazid, 5-Amino-1,2,3,4-tetrahydrophthalazin-1,4-dion

CAS-Nr.: 521-31-3 – EG-Nr.: 208-309-4

WGK 3

Sigma-Aldrich, 123072, SDB vom 07.06.2021

GHS05 – Ätzwirkung

Gefahr

33.33 g Wasserstoffperoxid 30 %, H2O2 – 34.01 g/mol

Hydrogenperoxid (IUPAC), Perhydrol

CAS-Nr.: 7722-84-1 – EG-Nr.: 231-765-0

Eye Dam. 1, Aquatic Chronic 3, WGK 1

H318 Verursacht schwere Augenschäden. H412 Schädlich für Wasserorganismen, mit langfristiger Wirkung. P273 Freisetzung in die Umwelt vermeiden. P280 Schutzhandschuhe/Schutzkleidung/Augenschutz/Gesichtsschutz/Gehörschutz tragen. P305 + P351 + P338 BEI KONTAKT MIT DEN AUGEN: Einige Minuten lang behutsam mit Wasser ausspülen. Eventuell vorhandene Kontaktlinsen nach Möglichkeit entfernen. Weiter ausspülen. P501 Inhalt/Behälter einer anerkannten Abfallentsorgungsanlage zuführen.

Sigma-Aldrich, 216763, SDB vom 29.09.2021

oder

 

5 g Heitmann Reine Sauerstoffbleiche

Gefahreninformationen auf dem jeweiligen Etikett beachten!

GHS05 – Ätzwirkung

GHS07 – Ausrufezeichen

GHS09 – Umwelt

Gefahr

5 mg Kupfer(II)-sulfat-Pentahydrat, CuSO4 · 5 H2O – 249.69 g/mol

Kupfermonosulfat-Pentahydrat, Kupfervitriol-Pentahydrat

CAS-Nr.: 7758-99-8 – EG-Nr.: 231-847-6

Acute Tox. 4 (oral), Eye Dam. 1, Aquatic Acute/Chronic 1, WGK 3

H302 Gesundheitsschädlich bei Verschlucken. H318 Verursacht schwere Augenschäden. H410 Sehr giftig für Wasserorganismen, mit langfristiger Wirkung. P264 Nach Gebrauch Haut gründlich waschen. P270 Bei Gebrauch nicht essen, trinken oder rauchen. P273 Freisetzung in die Umwelt vermeiden. P280 Schutzhandschuhe/Schutzkleidung/Augenschutz/Gesichtsschutz/Gehörschutz tragen. P301 + P312 BEI VERSCHLUCKEN: Bei Unwohlsein GIFTINFORMATIONSZENTRUM/Arzt anrufen. P305 + P351 + P338 BEI KONTAKT MIT DEN AUGEN: Einige Minuten lang behutsam mit Wasser ausspülen. Eventuell vorhandene Kontaktlinsen nach Möglichkeit entfernen. Weiter ausspülen.

Sigma-Aldrich, 203165, SDB vom 12.10.2020

 

0.5 g Natriumalginat, C6H9NaO7 – 216.12 g/mol

Natrium-3,4,5,6-tetrahydroxyoxan-2-carboxylat (IUPAC), Algin, E401

CAS-Nr.: 9005-38-3 – EG-Nr.: 618-415-6

WGK 1

Sigma-Aldrich, 180947, SDB vom 30.04.2021

 

5 g d-(+)-Glucose, C6H12O6 – 180.16 g/mol

Hexose (IUPAC), Traubenzucker, Dextrose

CAS-Nr.: 50-99-7 – EG-Nr.: 200-075-1

WGK 1

Sigma-Aldrich, G5767, SDB vom 21.01.2021

GHS07 – Ausrufezeichen

Achtung

1.5 g Calciumchlorid (gepulvert), CaCl2 – 110.99 g/mol

Calciumdichlorid (IUPAC), Chlorcalcium, Kalziumchlorid, Kalziumdichlorid

CAS-Nr.: 10043-52-4 – EG-Nr.: 233-140-8

Eye Irrit. 2, WGK 1

H319 Verursacht schwere Augenreizung. P264 Nach Gebrauch Haut gründlich waschen. P280 Augenschutz/Gesichtsschutz tragen. P305 + P351 + P338 BEI KONTAKT MIT DEN AUGEN: Einige Minuten lang behutsam mit Wasser ausspülen. Eventuell vorhandene Kontaktlinsen nach Möglichkeit entfernen. Weiter ausspülen. P337 + P313 Bei anhaltender Augenreizung: Ärztlichen Rat einholen/ärztliche Hilfe hinzuziehen.

Merck, 102378, SDB vom 07.06.2021

 

0.2 g Ascorbinsäure, C6H8O6 – 176.12 g/mol

5-[(1S)-1,2-Dihydroxyethyl]-3,4-dihydroxyfuran-2(5H)-on (IUPAC), (2R)-2-[(1S)-1,2-Dihydroxyethyl]-4,5-dihydroxyfuran-3-on, 3-Oxo-l-gulonsäure-γ-lacton, E 300, l-(+)-Ascorbinsäure

CAS-Nr.: 50-81-7 – EG-Nr.: 200-066-2

WGK 1

Merck, 100468, SDB vom 14.03.2021

oder

GHS07 – Ausrufezeichen

Achtung

0.2 g Hydroxytyrosol, C8H10O3 – 154.16 g/mol

4-(2-Hydroxyethyl)benzen-1,2-diol (IUPAC), 3-Hydroxytyrosol, 4-(2-Hydroxyethyl)-1,2-benzoldiol, 2-(3,4-Dihydroxyphenyl)ethanol, β-3,4-Dihydroxyphenylethylalkohol, DOPET, Homoprotocatechuylalkohol

CAS-Nr.: 10597-60-1 – EG-Nr.: 600-704-3

Acute Tox. 4 (oral), WGK 1

H302 Gesundheitsschädlich bei Verschlucken. P301 + P312 + P330 BEI VERSCHLUCKEN: Bei Unwohlsein GIFTINFORMATIONSZENTRUM/Arzt anrufen. Mund ausspülen.

Sigma-Aldrich, H4291, SDB vom 13.07.2022

 

Verwendete Geräte, Versuchsaufbau

Analysenwaage, Magnetrührer, Magnetrührfische, 1-L-Becherglas, 100-mL-Standzylinder oder 250-mL-Standzylinder, 250-mL-Becherglas, 3 × 100-mL-Becherglas, Spatel, Löffel, 3-mL-Einwegpipette, Sieb, Löffel, Glasstäbe

 

Versuchsdurchführung

Kupfersulfat-Lösung c(CuSO4) = 2 · 10−5 mol · L−1

5 mg Kupfer(II)-sulfat-Pentahydrat werden in 1 Milliliter dest. Wasser gelöst.

 

Oxidationsmittellösung (Wasserstoffperoxid oder Heitmann Reine Sauerstoffbleiche)

Wasserstoffperoxid 10 %: In einem Standzylinder werden 66.67 g dest. Wasser vorgelegt, 33.33 g Wasserstoffperoxid 30 % zugegeben und durchmischt.

Heitmann Reine Sauerstoffbleiche 5 %: In einem Standzylinder werden 95 g dest. Wasser vorgelegt und 5 g Sauerstoffbleiche aufgelöst.

 

I. Alginatlösung

25 mL dest. Wasser werden in einem 100-mL-Becherglas vorgelegt. Unter Rühren 0.25 g Ammoniumchlorid, 0.1 g Natriumcarbonat, eine Spatelspitze Luminol lösen und die Kupfersulfat-Lösung (c(CuSO4) = 2 · 10−5 mol · L−1) zugeben. Nun werden 0.5 g Natriumalginat und 5 g Glucose eingetragen und weiterrühren/quellen lassen. Entstandene Klümpchen können durch Erwärmen oder Zerdrücken entfernt werden.

 

II. Alginatbällchen

In einem 250-mL-Becherglas werden in 100 mL dest. Wasser 1.5 g Calciumchlorid gelöst. Die Calciumchlorid-Lösung wird in zwei 100-mL-Bechergläser aufgeteilt und in eines der Bechergläser das Antioxidans (Hydroxytyrosol oder Ascorbinsäure) gegeben. Der vordere Teil der Einwegpipette wird mit einer Schere abgeschnitten, um eine größere Öffnung zu erhalten. Mit der präparierten Pipette wird die Alginatlösung zu gleichen Teilen in die Calciumchlorid- bzw. Calciumchlorid/Antioxidans-Lösung getropft. Die in den Lösungen entstandenen Alginatbällchen werden mit einem kleinen Sieb entnommen und voneinander getrennt aufbewahrt.

 

III. Chemolumineszenz der Alginatbällchen

In den mit Wasserstoffperoxid 10 % befüllten Standzylinder werden nacheinander die unterschiedlichen Alginatbällchen gegeben. Es können auch zwei getrennte Standzylinder für die unterschiedlichen Bällchen verwendet werden. Dies ermöglicht eine separate und zeitgleiche Beobachtung.

 

Beobachtung

Alginatlösung (I): Es entsteht eine leicht bläulich-trübe und zähflüssige Flüssigkeit.

Alginatbällchen (II): Beim Eintropfen der Alginatbällchen-Lösung in die Calciumchlorid-Lösung bilden sich kleine, zähe Kügelchen.

Chemolumineszenz der Alginatbällchen (III): In einer oxidierenden Lösung (z. B. Wasserstoffperoxid) beginnen die Bällchen bläulich zu lumineszieren. Die mit einem Antioxidans versehenen Bällchen, sinken zu Boden und zeigen vorerst keine Lumineszenz! Erst nach kurzer Zeit setzt die Lumineszenz ein und sie steigen leuchtend an die Oberfläche.

 

Reaktionsgleichung

H2O2–CuSO4-System [2].

Die Kinetik der Cu(II)-katalysierten Zersetzung von Wasserstoffperoxid in alkalischem Medium wurde von Luo et al. untersucht [3]. Es wurde ein Mechanismus vorgeschlagen, der fünf schnelle Gleichgewichte und fünf kinetische Schritte im pH-Bereich 11–12 umfasst: siehe Gleichungen 1–10, wobei R = [HO2] + [O2• −].

H2O2 + HO − ⇌ HO2 + H2O

Cu2+ + HO2 + 3 OH − ⇌ O2Cu(OH)22− + H2O

Cu2+ + H2O2 + 3 OH − ⇌ HO2Cu(OH)2 + H2O

Cu2+ + 3 OH − ⇌ Cu(OH)3

Cu2+ + 4 OH − ⇌ Cu(OH)42−

O2Cu(OH)22− → Cu(OH)2 + O2• −

HO2Cu(OH)2 → Cu(OH)2 + HO2

Cu(OH)2 + O2 + OH − → Cu(OH)3 + O2• −

Cu(OH)2 + H2O2 → Cu(OH)3 + OH

Cu(OH)2 + HO2 → Cu(OH)3 + OH + OH −

OH + H2O2 → H2O + HO2

OH + HO2 → H2O + O2• −

R + R → H2O2 (HO2− ) + O2 (+ OH − )

K1 (1)

K2 (2)

K3 (3)

K4 (4)

K5 (5)

k6 (6)

k6′ (6′)

k7 (7)

k8 (8)

k8′ (8′)

k9 (9)

k9′ (9′)

k10 (10)

 

Chemolumineszenz von Luminol

Abb. 1 – Deprotonierung des Luminols.
Abb. 1 – Deprotonierung des Luminols.

 

Abb. 2 – Ausbildung einer π-Bindung zwischen den Stickstoffatomen.
Abb. 2 – Ausbildung einer π-Bindung zwischen den Stickstoffatomen.

 

Abb. 3 – nucleophiler Angriff auf das Carbonylkohlenstoffatom.
Abb. 3 – nucleophiler Angriff auf das Carbonylkohlenstoffatom.

 

Abb. 4 – Ringschluss am Carbonylkohlenstoffatom.
Abb. 4 – Ringschluss am Carbonylkohlenstoffatom.

 

Abb. 5 – Energieabgabe durch Photonenemission.
Abb. 5 – Energieabgabe durch Photonenemission.

 

Abb. 6 – katalytische Zersetzung von Wasserstoffperoxid.
Abb. 6 – katalytische Zersetzung von Wasserstoffperoxid.

 

Abb. 7 – Oxidation von Hydroxytyrosol zu 4-(2-Hydroxyethyl)cyclohexa-3,5-dien-1,2-dion.
Abb. 7 – Oxidation von Hydroxytyrosol zu 4-(2-Hydroxyethyl)cyclohexa-3,5-dien-1,2-dion.

 

Abb. 8 – Oxidation von Ascorbinsäure zu Dehydroascorbinsäure.
Abb. 8 – Oxidation von Ascorbinsäure zu Dehydroascorbinsäure.

 

Das Luminol in den Alginatbällchen wird durch Oxidationsmittel (z. B. Wasserstoffperoxid) oxidiert – siehe obenstehende Reaktionsgleichungen. Bei dieser chemischen Reaktion wird Wärme- und Lichtenergie abgegeben. Als Katalysator wirken die zugesetzten Kupfer(II)-Ionen. Durch ein Antioxidans kann die Oxidation von Luminol kurzzeitig unterbunden werden, da bevorzugt das Antioxidans oxidiert wird (Abb. 7 & 8). Eine Lichtemission findet zunächst nicht statt. Erst wenn das Antioxidans vollständig oxidiert wurde, setzt die Chemolumineszenz der Alginatbällchen ein. Das Luminol gibt Stickstoff ab (Eliminierung) und unter Ringöffnung bilden sich die beiden vicinalen Carboxyl-Gruppen (Phthalat). Durch den Auftrieb des gebildeten Stickstoffs steigen die Alginatbällchen ebenfalls an die Oberfläche.

 

Medien

Abb. 9 – leuchtendes Alginat [1].

 

Quellen

[1]
D. Diekemper, G. Baltjan, und St. Schwarzer. Luminol-Bubble-Tea – Antioxidantien und das Leuchten der Alginatbällchen. CHEMKON 2022, 29 (6), 654–657. DOI: 10.1002/ckon.202100019
[2]
Y. Luo, M. Orbán, K. Kustin und I. R. Epstein. Mechanistic Study of Oscillations and Bistability in the Copper(II)-Catalyzed Reaction between H2O2 and Potassium Thiocyanate. J. Am. Chem. Soc. 1989, 111 (13), 4541–4548. DOI: 10.1021/ja00195a001
[3]
Y. Luo, K. Kustin und I. R. Epstein. Systematic Design of Chemical Oscillators. 44. Kinetics and Mechanism of H2O2 Decomposition Catalyzed by Cu2+ in Alkaline Solution. Inorg. Chem. 1988, 27 (14), 2489–2496. DOI: 10.1021/ic00287a023

 

Download

Chemolumineszenz mit Alginatbällchen (Bubble-Tea)

 

Zum Seitenanfang